Dr. Dorothee Schenk
Ergebnis der Dissertation in einem Satz:
Ich habe herausgefunden, dass Cassian in seinem Werk eine neue Art von (monastischer) Bildung entwirft, wobei er vorhandene Bildungstraditionen und – methoden aufnimmt, diese zielgruppenorientiert umformt und so dem Mönchtum als Bildungsinstitution den Weg bereitet.
In Göttingen seit: 10/2010
Studienfächer (Studienort): Ev. Theologie (Göttingen, Erasmus-Semester 2015/16 in Toruń/Polen)
Aktuelle Beschäftigung: Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät (Lehrstuhl Gemeinhardt)
Forschungsschwerpunkte und Schwerpunkte in der Lehre: Mönchtum und Bildung, Identitätskonstruktionen im frühen Christentum, Einführungen in die Kirchengeschichte
Woran haben Sie zuletzt gearbeitet?
Gerade arbeite ich an der Veröffentlichung meiner Dissertation „Monastische Bildung. Johannes Cassians Collationes Patrum“. Gegenstand meiner Arbeit ist ein Text aus dem 5. Jahrhundert, in dem Johannes Cassian versucht, Menschen in Südgallien zu erklären, wie optimales und originalgetreues Mönchtum aussieht. Er galt als Experte, weil er in Ägypten, dem Ursprungsland des christlichen Mönchtums, selbst als junger Wandermönch verschiedene Altväter kennengelernt hat. In den Collationes versammelt er als eine Art Lehrbuch dann 24 Unterredungen mit diesen Altvätern in fiktiver Mündlichkeit. Ich habe untersucht, wie in den Collationes verschiedene Bildungstraditionen thematisiert werden, wie Cassian mit dem Werk Bildungsprozesse anstößt und ob ein moderner Bildungsbegriff hilft, das Werk besser fassen zu können.
Was steht als Nächstes an?
Ich bereite zurzeit ein Projekt zur narrativen Konstruktionen von Netzwerken und Identitäten im Kontext von Streitigkeiten des spätantiken Christentums vor. Ich interessiere mich dabei vor allem für die Aushandlung der Frage, was es bedeutet, Christ:in zu sein, einmal in Abgrenzung zum nicht-christlichen Umfeld, aber vor allem in Feinabstimmung nach innen hinein. Gerade bin ich zum einen dabei, die drei großen theoretischen Begriffe (Narrativität, Netzwerke, Identität) zu einer schlüssigen Leitfrage zu verbinden und zum anderen Quellen (z. B. Traktate, Predigten, Briefe oder Konzilsakten) auszuwählen.
Was ist für Sie das Besondere an der Göttinger Religionsforschung?
Das faszinierende der Religionsforschung ist, dass man so viele verschiedene Perspektiven – also theologisch, philologisch, historisch, pädagogisch, philosophisch usw. – auf im Grunde ein und dasselbe Thema werfen kann, das so immer wieder in einem anderen Licht erscheint. Einer der spannenden Punkte in Göttingen ist die unglaublich vielfältige Möglichkeit zur Vernetzung mit anderen Fächern.