Newsletter des FiReF

Forum für interdisziplinäre Religionsforschung in Göttingen

Prof. Dr. Jan Hermelink

Jan Hermelink (casual blue)

Zielsetzung der aktuellen Forschung in einem Satz:

In meinem Buch „Spielräume der Kirchenleitung“ zeige ich auf, dass man kirchliche Leitung wirklich mit Gewinn als eine Regietätigkeit beschreiben kann – und dass diese meistens in einer Gruppe geschieht, es also faktisch falsch ist, dass Kirchenleitung nur durch einen einzigen Regisseur betrieben wird.

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In Göttingen seit: 2001

Studienfächer (Studienort): Evangelische Theologie (Bonn, Heidelberg, Hamburg, Berlin)

Aktuelle Beschäftigung: Professor für Praktische Theologie/Pastoraltheologie

Forschungsschwerpunkte und Schwerpunkte in der Lehre: Predigtlehre, Kasualgottesdienste, Kirchentheorie und Kirchenentwicklung

Woran haben Sie zuletzt gearbeitet?

Kurz vor Corona habe ich mit einer Kollegin aus der Architektur ein Seminar mit Theologie- und Architekturstudierenden unter dem Titel „Kirche von Morgen“ gemacht, in dem wir an einem Beispiel aus Hannover mal durchgespielt haben, was es heißt, so ein Gemeindezentrum aus den 1970er Jahren umzubauen. Wir haben in der Gemeinde zwei Workshops verbracht und haben mit verschiedenen Akteuren vor Ort gesprochen. Eine leitende Frage dabei war, wie man diese Räumlichkeiten stärker auch für die Kommune und andere Religionsgemeinschaften öffnen kann. Wie es ja häufig so ist, war es dort auch so, dass die Muslime im Stadtteil keine eigenen Räumlichkeiten haben und so war es für die Studierenden sehr interessant, mal zu gucken, ob man das da nicht mit einbauen kann und was das dann eigentlich für das Gemeindeverständnis heißt. Das war ein insgesamt total spannendes Projekt.

Das letzte größere Projekt, das ein Stück weit mit dem Seminar zusammenhängt, war mein Buch „Spielräume der Kirchenleitung“, das ist jetzt in diesem Jahr erschienen. Darin setze ich mich mit einer theatralen Perspektive auf kirchliches Leben in Gemeinde und Kirchenkreis auseinander und mit der Frage, was das für Kirchenleitung heute bedeutet.

Was steht als Nächstes an?

Ich habe jetzt noch ein größeres Projekt vor, bevor ich emeritiert werde, zu dem ich mir das Format im Grunde noch suchen muss. Da wird es um kirchliche Finanzierung gehen, da gibt es aus theologischer Sicht bislang nicht viel Forschung. Ich will u.a. nach den Finanzströmen im Umfeld der Kirche fragen. Zum einen extern – stimmt es eigentlich, dass die Landeskirchen und die Diözesen  vor allem von Kirchensteuern leben? Welche Rollen spielen öffentliche Zuschüsse? Und zum anderen intern: Wie sind  die internen Verteilungsstrukturen, also unter welchen Bedingungen kommen die Budgets zustande. Das würde ich gerne mit alten und neuen Vorstellungen dazu zu verbinden, wie Kirchenarbeit eigentlich ausgerichtet und gestaltet sein sollte.

Was ist für Sie das Besondere an der Göttinger Religionsforschung?

Einmal gibt es eine relativ starke und gut vernetzte Theologische Fakultät, die in sich ja sehr differenziert und einigermaßen forschungsstark ist. Es gibt auf der anderen Seite eine Menge anderer Akteure, z.B. die Religionswissenschaft und Religionssoziologie, die Islamwissenschaft und andere, die z.T. schon lange da sind. Da läuft überall sehr viel, und nach meinem Eindruck geht das deswegen ganz gut, weil es erstmal sozusagen positive Vorurteile gibt, also wir interessieren uns füreinander und die meisten Personen können auch gut miteinander. Es gibt eigentlich in allen religionsbezogenen Fächern immer einen ziemlich guten Kontakt zu den Nachbarwissenschaften.

Weitere Informationen unter:

https://www.uni-goettingen.de/de/55873.html